Der Prozess

Der Weg ins Cockpit war für mich ein langer Prozess. Schon früh, so etwa mit zwölf Jahren fing ich an, mich für die Fliegerei zu interessieren. Ich habe bis heute keine grosse Ahnung von Flugzeugtypen, ich habe nie stundenlang an der Piste rumgehangen um Flugzeuge zu fotografieren; aber ich hatte dieses Gefühl im Bauch wenn eine Maschine im Anflug über meinen Kopf gedonnert ist. Aufregung und Neugierde. Zehn Jahre lang habe ich mir Zeit gelassen, bis ich es gewagt habe und mich bei einem Schulungskurs angemeldet habe. PPL - Privat Piloten Lizenz, single Engine. Kleine Kolben- oder Rotaxmotoren, wenig Knöpfe und Türen so schmal wie bei einem Fiat Punto. Altes lautes kleines Blech.

Aber als ich das erste Mal über die Graspiste geruckelt bin und wir abgehoben sind, war ich begeistert. In der ersten Flugstunde geht es darum ein Gefühl für die dritte Dimension zu entwickeln. Wie halte ich die Höhe, den Kurs. Wie muss ich das Treibstoffgemisch einstellen damit die Leistung für die entsprechende Fluglage stimmt. Danach ging ich nach Hause und bin todmüde auf dem Sofa eingeschlummert. Fliegen war und ist für mich bis heute grosse Konzentration und damals musste ich erst lernen damit umzugehen. Heute nach 16 Jahren rund ums fliegen ist diese Konzentration Alltag geworden und ich konnte mir wieder mehr Kapazität einräumen. Aber in dieser ersten Flugstunde habe ich an nichts anderes gedacht, keine Sekunde. Es folgten viele Flugstunden, das entdecken meiner Sehschwäche und endlich an einem sonnigen Tag mein erster Soloflug.

Ich sollte starten, einmal um den Platz fliegen und wieder landen. Als ich abhob musste ich lachen, etwas hysterisch und sicher auch überrascht. Noch nie war der Boden soweit weg. Singen; das beruhigt. Was ich damals geträllert habe weiss ich nicht mehr. Schon im Gegenanflug/Downwind bekam ich es mit der Angst zu tun. Verdammt ich muss da wieder runter und am besten heile! Angst kann helfen, Panik ist tödlich. In diesem kleinen Flugzeug musste ich mich das erste Mal ganz bewusst auf mich verlassen. Du kannst das, du willst das. Hat auch geklappt. Und mit diesen vielen kleinen Prozessen und Ueberwindungen habe ich es mit mir geschafft, mir meinen Traum vom fliegen zu erfüllen.