Einmal Badehose

Wenn im Dienstplan steht, dass der Dienst morgens beginnt und im Laufe desselben Tages wieder endet habe ich so gut wie nie Ersatzwäsche, Zahnbürste oder so dabei. Ich gehe davon aus, abends wieder zu Hause zu sein und den unnötigen Balast schleppe ich ungern mit. Es gibt jedoch immer wieder diese Tage, nach denen man sich schwört IMMER ein Set an Wechselwäsche und Kosmetikartikel dabei zu haben.

Einer dieser Tage begann "normal", Crew da, Passagiere da. Los gehts. Ziel die hübsche mir bis dahin unbekannte griechische Insel Santorini. Bilder von schneeweissen Häusern mit Blauen Dächern, gebaut am Fels. Santorini hat eine sehr steile Küste und schroffe Felsen.

Bei der Landung mit dem einsetzen der Bremsen merken wir, das eine Bremse nicht richtig funktioniert, sie bremst zwar, lässt aber im Bremsdruck immer wieder nach. Der Flieger kommt zum Stillstand und wir rollen ohne Besonderheiten zur Parkposition. Die Passagiere steigen aus und mit ihnen auch der Kapitän; er will sich schnellstmöglich ein Bild machen. Er kommt zurück und teilt uns mit, dass die Bremse von einem Techniker begutachtet und repariert werden muss. Nun ja, soweit so gut. Leider gibt es aber auf Santorini keinen Flugzeugtechniker, höchstens ein Fahrradmechaniker. Der darf aber nicht an unser Flugzeug ran. Schnell wird uns klar, dass wir hier nicht mehr so schnell weg kommen. Die Passagiere welche auf den Rückflug warten, warten mittlerweile schon zwei Stunden auf ihren Abflug. Das Terminal ist winzig und der kleine Kiosk ist für maulige in der Hitze wartenden Passagier nicht ausgelegt. Die Firma entscheidet, uns in einem Hotel unterzubringen, bis ein anderes Flugzeug aus Deutschland mit neuer Bremse und Techniker angeflogen kommt. Fünf Crewmitglieder, keine Wechselwäsche und wunderbare 36grad. Im schönen Hotel angekommen verteilen wir uns in alle Richtungen um wenigstens Badehosen zu finden um den Nachmittag im und am Pool zu verbringen.

In Uniform laufe ich zum nächsten Laden und kaufe ein winziges Stück Stoff; die Auswahl ist derart begrenzt, dass ich mich entscheiden muss, entweder das oder in Uniform bleiben. Ich entscheide mich für das Stückchen Stoff.

Alle finden wir uns am Pool ein und sind uns sofort einig, dass die von uns gewählte Badebekleidung definitiv nur heute getragen wird! Diese Crew wird Stillschweigen darüber bewahren was der Einzelne an diesem Tag getragen hat. Es gibt keine Fotos und irgendwann wird die Peinlichkeit verblassen bis uns eine andere Insel zwingt in lächerliche Badehosen zu schlüpfen.

PS: Eine Bremse und Techniker wurden eingeflogen und nach 8 Stunden Aufenthalt sind wir mit repariertem Flugzeug und allen Passagieren zurück nach Deutschland.